Indizien zur Täterschaft von Mario K., dem mutmaßlichen „Maskenmann“ (Teil 1)

Um Täterwahrscheinlichkeiten bei unklarer Beweislage zu bewerten oder zu beurteilen, sind einige Gesichtspunkte besonders wichtig. Als erstes ist die Grundsatzbetrachtung der Ursache in Zusammenhang mit der Wirkung notwendig. Nicht nur die Frage nach dem Warum, sondern auch nach dem Woher ist hier bedeutsam. Prof. Dr. Heubrock würde vielleicht diese Frage stellen: „An welchem Trauma arbeitet sich der Täter hier ab?“ Und der Gutachter Dr. H. aus Cottbus hat genau in diesem Zusammenhang die Frage gestellt: „Welcher Mensch würde so laufen und warum?”

Man könnte auch nach dem Ausschlussverfahren vorgehen: Ist der Täter ein Mann und der Beschuldigte auch, ist eine Täterschaft möglich, bei jeweils unterschiedlichen Geschlechtern wäre das nicht der Fall. Und bei der Betrachtung der Taten müsste man etwa die Überlegung anstellen, welche Fähigkeiten, Neigungen und Kenntnisse muss der Täter haben, um genau diese Taten so wie geschehen durchführen zu können. Je größer die Übereinstimmung zwischen Täter und Beschuldigtem, desto wahrscheinlicher ist die Täterschaft. Denn: Jeder Täter sucht eine für sich vertraute Umgebung, nutzt Kenntnisse aus seinem sozialen Umfeld und führt Taten entsprechend seiner Neigung aus.

Indizien zur Täterschaft von Mario K., dem mutmaßlichen „Maskenmann“ (Teil 1)

Vor dem Hintergrund dieser Herangehensweisen habe ich eine erste Indizienliste / Gemeinsamkeiten Täter – Beschuldigter, Auffällig- und Merkwürdigkeiten zusammengestellt, aus der man die Täterschaft des Beschuldigten Mario K. ableiten könnte.

  1. Frau Petra P. hat Mario K. am linken, abknickenden Ohr erkannt.
  2. Ein Zeuge trifft Mario K. zufällig vor der Tat in der Tatort-Region und fragt ihn, wo er herkommt. Antwort Mario K.: „Berlin-Marzahn.“
    Zeuge: „Meine Tochter auch, von woher denn genau?“
    Mario K.: „Ich komme aus Berlin-Köpenick.“
  3. Viele Zeugen haben Mario K. in den Regionen der Wohnorte der Opfer (Bad Saarow und Storkow) gesehen, obwohl er bei seiner Zeugenvernehmung am 22. Oktober 2012 aussagte, dass er nie da gewesen sei.
  4. Herr Stefan T. hat bei einem Akustik-Test unter sieben Sprechern, den fünften als Täter benannt. Dieser war der Beschuldigte.
  5. Mario K. kennt sich in der „Opfer-Region“ sehr gut aus – er zeigte den Polizeibeamten nach seiner Festnahme sogar den kürzesten Weg zur Wache – war aber angeblich nie da gewesen.
  6. Die Tat-Munition (9mm S&B Sellier & Bellot mit roter oder grüner Hülsenbodenmarkierung) ist die gleiche, die auch in dem Schießverein, in dem der Beschuldigte nachweislich trainiert hat, benutzt wird. Eine 1:1-Kontrolle der verbrauchten Munition wurde dort nicht durchgeführt.
  7. Mario K. hat schon bei einer früheren Tat auf einer Insel „wild“ gelebt, mit allen Umständen wie bei der Entführung von Stefan T.: Zelte, Folien, Tarnung usw.
  8. Der Beschuldigte hat mindesten fünf Waldlager unterhalten und lange Zeit darin gelebt.
  9. Bei der Tat zum Nachteil von Stefan T. wurde ein Kajak benutzt. Das ist extrem selten. Mario K. hat bei einer früheren Tat ebenso ein Kajak eingesetzt.
  10. Lösegeldstückelung: 100.000 Euro in 20-Euro-Scheinen. Genau 20 Euro verbraucht Mario K. jeden Tag.
  11. Mario K. wollte keine Spuren hinterlassen. Dafür spricht: die Ganzkörperrasur / er hat sein Fahrrad abgesaugt / dauerhaftes Handschuhtragen / die Wohnung war nach dem Auszug absolut „clean“ / nach Feierabend hat Mario K. als einziger Angestellter noch am Arbeitsplatz geduscht und so vermieden, dass Spurenträger der Arbeitsstelle an einen möglichen Tatort verbracht werden / er hatte eigenes Waffenputzzeug im Schießverein, obwohl der Verein kostenfrei welches zur Verfügung stellte und Mario K. sehr wenig Geld hatte.
  12. Mario K. hat sich über Sebastian L. ein Handy besorgen lassen, mit der dringenden Maßgabe, dass es nicht zu orten sein sollte
  13. Tatvorbereitung: Im Schießsportverein schoss Mario K. mit dem gleichen Waffenmodell (Ceska 75), das auch als Tatwaffe benutzt wurde. Ebenso hat der Beschuldigte dieses Waffenmodell bei mindestens einer seiner zahlreichen Vortaten eingesetzt. Außerdem betrieb Mario K. Kraftsporttraining.
  14. Der Beschuldigte hatte einen eigenen Aqua-Scooter, wie Zeugen im Fall der Verbrechen an der Familie P. beschrieben haben.
  15. Mario K. kannte sich – wie der Täter – sehr gut mit den (Über-)Lebensbedingungen in der Natur aus.
  16. Er spähte während der Observationsphase durch die Polizei weitere Opfer in der Region aus.
  17. Bei den Taten gegen Luisa P. und Thorsten H. sowie gegen Stefan T. wurde dieselbe Waffe benutzt.
  18. Der Täter zeigte sich in beiden Fällen von den Hunden unbeeindruckt.
  19. Der Täter erzählt Stefan T., dass er lebenslänglich bekommt, wenn er erwischt wird. Das ist nur bei Vorstrafen wahrscheinlich. Mario K. ist vorbestraft (fünf Taten, neun Jahre Gefängnis).
  20. Mario K. ist extrem fit. Er hält heute immer noch in seinem ehemaligen Box-Club einen Trainingsrekord! Insbesondere die Durchführung der Tat gegen Stefan T., aber auch jene gegen Petra P. bedurfte einer extremen Fitness.
  21. Der Beschuldigte hatte keinen festen Wohnsitz.
  22. Beschuldigter und Täter sind beide Rechtshänder.
  23. Es wurde das Ladekabel eines Samsung-Handys im Bereich des Tatortes Petra P. gefunden. Mario K. hatte ein Samsung-Handy.
  24. Briefmarken mit dem Aufdruck „600 Jahre Universitätsstadt Leipzig“ – wie auf dem Lösegeldbrief – wurden auch in diversen Lebensbereichen des Beschuldigten gefunden.
  25. Mario K. kann zu keinem Tattag ein Alibi geben.
  26. Mario K. hat ein falsches Alibi gegeben.
  27. Mario K. hat durch angebliche Auswanderung nach Griechenland „Alibi-Vorsorge“ betrieben.
  28. Der Beschuldigte ließ oft seinen „Reichen-Hass“ vernehmen.
  29. Der Sozialneid des Beschuldigten zeigte sich in den Straftaten und beispielsweise auch gegenüber seinen Arbeitskollegen.
  30. Täter-Wortlaut zur Frau des Opfers Stefan T., Sabine T.: „…sonst schieß ich Deinen Mann zum Krüppel.“. Das ist keine normale Opferansprache, es sei denn, der Täter hat eine solche Erfahrung bereits gemacht – wie bei der Tat gegen Louisa P. und Thorsten H.
  31. Äußerungen von Mario K. im Prozess gleichem dem Vokabular des Täters.
  32. Der Beschuldigte zeigt auf Opfer und Zeugen die nonverbale Reaktion eines Schuldigen.
  33. Das Gutachten von Bettina G. aus Magdeburg wurde durch das Gericht wegen Befangenheit und höchster Inkompetenz abgelehnt sowie durch den LKA-Kriminalpsychologen Jan-Gerrit K. widerlegt.
  34. Die Verteidigung hat kein einziges (!) Merkmal der Entlastung ihres Mandanten vorgetragen, sondern immer nur Belastendes in Zweifel gezogen.

Es wird sicherlich noch viele weitere Punkte geben und klar ist auch, dass jeder einzelne Punkt in Zweifel gezogen werden kann. Doch bei dieser Vielzahl von Parallelen zwischen Täter und Beschuldigtem ist es viel wichtiger, die Gesamtschau zu betrachten.

Letztendlich stellt sich noch eine einzige Frage: Gibt es noch einen zweiten Menschen, neben dem Beschuldigten Mario K., der auch diese Vielzahl an besonderen Merkmalen und gleichen Identitätspunkten aufweist, wie der Täter sie bei seinen Taten gezeigt hat?

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