Gruselige Begegnung: Der Mann aus dem See
Am 30. Verhandlungstag, dem 6. Oktober 2014, beginnt der Prozess um 10:00 Uhr. Zuerst wird der Polizeibeamte Patrick H. als Zeuge gehört. Vor fast genau zwei Jahren, am 7. Oktober 2012, war er auf der Dienststelle in Frankfurt (Oder) eingesetzt und hat dort als einer der ersten Beamten das Opfer Stefan T. angetroffen. Patrick H. arbeitet für die Kriminaltechnische Untersuchung (KTU) und hat die Bekleidung von Stefan T. gesichert. Er berichtet, dass die Kleidung nass war, und das Opfer an einem Fuß fünf Socken, und am anderen vier Socken an hatte. Die Kleidung war verschmutzt, ansonsten machte das Opfer einen normalen Eindruck. Auf andere oder weitere Merkmale hat er nicht geachtet.
Den eingesteckten Erpresserbrief hat er nicht persönlich von Stefan T. entgegengenommen, diesen aber später in der KTU behandelt. An wen die Briefe von Stefan T. direkt übergeben wurden, weiß er nicht.
Der Ablageort des Entführungsopfers während der Entführung wurde noch am selben Tag von Patrick H. aufgesucht, sowohl von der See-, als auch von der Landseite aus. Das Anlegen von der Seeseite erwies sich als etwas schwieriger. Am Ablageort fand man noch eine Decke und auch die Dachkonstruktion aus blauen Müllbeuteln, die mit Klebeband an einigen Ästen befestigt war. Das Kajak lag in etwa 10 Metern Entfernung.
Der Weg vom Ablageort zum Knüppeldamm wurde wiederum erst am 8. Oktober 2012 durch die Polizei abgegangen. Die Beamten orientierten sich dabei an umgeknickten Ästen und abgetretenem Moos auf dem Boden. Am Knüppeldamm wurde dann ein weiteres Stück Klebeband gefunden.
Patrick H. war außerdem im Haus von Stefan T. im Einsatz. Dabei wurde eine Hülse gefunden und gesichert, ebenso wie das Projektil, das aus einem Dachbalken heraus sichergestellt worden ist. Der KTU-Spezialist war auch bei der Rekonstruktion der Tat durch die Polizei am 2. Juli 2014 eingesetzt.
Der Verteidiger des Beschuldigten, Axel W., führt ebenfalls eine Befragung des Zeugen durch. Ihn interessiert, welche Kollegen am 7. Oktober 2012 gemeinsam mit ihm auf das Opfer Stefan T. trafen. Weiterhin interessiert ihn die Kleidung, die das Opfer anhatte, und ob der Schmutz mit dem des Ablageortes übereinstimmte, was der Zeuge bestätigt.
Der Mann aus dem See
Nach der Mittagspause kommt das Ehepaar Beatrice und Matthias G. in den Zeugenstand, wird allerdings getrennt vernommen. Beide berichten über ein merkwürdiges Treffen mit dem möglichen Täter: Am 2. Oktober 2011 saßen sie an einer einsamen Stelle am See, um sich zwischen 15:30 Uhr und 17:00 Uhr den Sonnenuntergang anzuschauen. Sie bemerkten ein kleines Ein-Mann-Zelt und davor drei Feuerstellen. Sie wunderten sich, da zelten hier verboten ist. Nachdem sie einige Minuten saßen, kam von der Wasserseite her ein Mann aus dem See, der ein Kajak hinter sich herzog. Beide Parteien haben sich, nachdem sie sich jeweils gegenseitig bemerkt haben, erschrocken. Das Ehepaar G. grüßte freundlich mit einem „Hallo“, was durch ein zackiges Kopfnicken beantwortet wurde. Allerdings wurde ihnen bei dieser Begegnung unheimlich und sie beschlich ein sehr unbehagliches Gefühl. Das Ehepaar hat den Ort danach ziemlich schnell verlassen.
Beiden fiel die durchtrainierte Körperstatur auf und die kantige, fast kastenförmige Gesichts- und Kopfform. Allerdings können die Eheleute den Angeklagten nicht hundertprozentig als denjenigen identifizieren, der damals aus dem Wasser stieg. Frau Beatrice G. ist sich zwar ziemlich sicher, dass Mario K. identisch mit dem unheimlichen Kajakfahrer sein könnte, ihr Mann hat allerdings mehr Zweifel. Ähnlich sei durchaus das markante Gesicht, doch hinsichtlich der Körperlänge gibt es unterschiedliche Aussagen. Obgleich beide den Kajakfahrer früher als deutlich größer wahrgenommen haben, sagen beide nun, dass die Person eventuell doch rund fünf Zentimeter kleiner gewesen sein könnte.
Zum Ende des Verhandlungstages fragen nochmals die Anwälte der Nebenkläger nach und lassen sich die Ähnlichkeit des kastenförmigen Gesichts zwischen dem Mann am See und dem aktuell Beschuldigten bestätigen.
Bildquelle: Lutz Stallknecht / pixelio.de
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