Einblicke ins Leben des mutmaßlichen “Maskenmannes”
Am heutigen Verhandlungstag, dem 14. Prozesstag, werden zwei Neffen, eine Nichte und die Mutter des Angeklagten – dem mutmaßlichen “Maskenmann” – gehört. Alle machen vom Zeugnisverweigerungsrecht gemäß § 52 der Strafprozessordnung (StPO) Gebrauch.
Interessant: Keiner der vier Zeugen sucht den Blickkontakt zum Angeklagten, selbst seine Mutter nicht. Nach ihrer Aussage nimmt die Mutter als Zuhörerin im Zuschauerraum Platz. Von hier aus beobachtet sie dann doch ihren Sohn. In ihrem Gesicht meine ich, Zweifel lesen zu können. Glaubt auch die Mutter des Angeklagten nicht an die Unschuld ihres Sohnes?
Nach der Mittagspause, gegen 13:00 Uhr, wird eine Zeugin gehört, die im Juli 2013 eine frivole Begegnung mit dem Angeklagten hatte. An einer Bahnstation wurde sie von vom Angeklagten angesprochen, man tauschte Telefonnummern aus und verabredete sich zu einem Picknick an einem See. Dort trank man gemeinsam eine Flasche Rotwein. Zunächst ließ die Dame Zärtlichkeiten zu, blockte dann jedoch ab, als der Angeklagte mehr wollte. Zu einem zweiten Treffen kam sie jedoch nicht, da dieses in einem dunklen Schlosspark stattfinden sollte, was ihr ein schlechtes Bauchgefühl verursachte.
Diese Zeugin schaute der Angeklagte die gesamte Zeit an!
Nach dieser Zeugin werden vier weitere Personen befragt, die im August 2013 in einer Dachdeckerfirma in Berlin mit dem Angeklagten zusammengearbeitet haben. Die erste der vier Zeugen ist die Betriebsleiterin der Firma, die viele positive Dinge vom Angeklagten Mario K. zu berichten hat. Sie weist insbesondere auf dessen gut trainierten Körper hin.
Die anderen drei Zeugen berichten unter anderem auch von Streitsituationen, in die Mario K. mit unterschiedlichen Angestellten der Firma verwickelt war. Auch, dass eine weibliche Angestellte nicht mit ihm zusammenarbeiten wollte, da er sie „angemacht“ hatte. Sie erzählen auch, dass Mario K. nach ein paar Leistungsverweigerungen nach nur 14 Tagen durch den Vorarbeiter der Firma entlassen wurde. Dies hatte die Betriebsleiterin vergessen zu erzählen.
Den drei Angestellten war außerdem aufgefallen, dass Mario K. immer mit dem Fahrrad zur Arbeit kam und außerdem immer mit Handschuhen gearbeitet hat – obwohl ihn der Vorarbeiter aufgefordert hatte, diese auszuziehen. Zudem duschte er als Einziger nach der Arbeit im Container, alle anderen Mitarbeiter der Firma duschten zu Hause.
Duschte der Angeklagte hier, weil er keine eigene Wohnung hatte, oder weil er dies einfach als gute Gelegenheit wahrnahm?
Kleidung des Opfers Stefan T. und Videobilder des Tatorts
Anschließend kommt es am heutigen Verhandlungstag zur Inaugenscheinnahme der Kleidung von Stefan T. vom Tattag sowie zur Wiedergabe zweier DVDs, die von der BAO (Besondere Aufbau Organisation) „Imker“ angefertigt wurden.
Die Kleidung des Opfers Stefan T. wurde von der Polizei am Tage seiner Flucht sichergestellt. Es handelt sich um vier bis fünf Paar schwarze Socken, die etwas dicker als Tennissocken sind, sowie um eine schwarze Hose, die er als Unterbeinbekleidung trug. Des Weiteren ist noch eine schwarze Jogginghose als Oberbeinbekleidung und zusätzlich ein dunkelblaues Kapuzen-Sweatshirt mit der weißen Aufschrift „Super League“ auf der Vorderseite dabei.
Hiernach werden die Inhalte zweier DVDs vorgeführt. Auf der ersten sehen wir die Suche der Polizei, unter anderem nach dem Aufbewahrungsort des Opfers Stefan T. Von der anderen Seeseite aus, gegenüber des Grundstücks von Stefan T., fahren mehrere Polizeischiffe den Ort an, dirigiert von Stefan T. Die Stelle der Aufbewahrung wird gefunden und man sieht eine kleine Insel. Auf dieser Insel liegt eine blaue Plastikfolie, auf der wiederum eine Decke liegt. Zudem sind einige Reste von Klebeband zu sehen sowie das blaue Plastikdach und die Stelle, an der Gras abgerissen wurde. Auf der zweiten DVD sehen wir Aufnahmen, die von einem Polizeieinsatzhubschrauber aus gemacht wurden, der das Seeufer absucht, um weitere Hinweise zu finden – was jedoch nicht gelingt.
Am 10. Juli folgt der 15. Verhandlungstag im „Maskenmann“-Prozess.
Bildquelle: Stefan Bisanz
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